DIE WAND

Getrennt durch den Willen ihrer strengen Väter finden Pyramus und Thisbe aus der antiken Sage, die traurige Vorlage war für etwa The Most Excellent and Lamentable Tragedy of Romeo and Juliet, einen feinen Riss in der Wand, die ihrer beiden Wohnhäuser trennt, und nutzen ihn, um gehauchte Liebesbotschaften auszutauschen.

Wie die Sagenheldinnen seid ihr getrennt durch eine Wand. Ihr könnt euch nicht sehen, seid aber entschlossen, das Hindernis zu überwinden. Durch Klopfzeichen und Flüstern einigt ihr euch auf eine Stelle, die zum Ort der geheimen Intervention werden soll. Dann nehmt ihr jede/r den bereitliegenden Meißel und beginnt, euren Worten und Blicken Durchgang zu verschaffen. Werden die Werkzeuge einander begegnen? Werdet ihr zueinanderfinden oder für immer getrennt bleiben?

Ein Beitrag zur GRUPPENSCHAU “DATE-DING”, Design in Gesellschaft, mit Lino Gasparitsch


Dauer: geöffnet bis Ende Juli, upon request
Engerthstraße 124


Foto: Lino Gasparitsch
„Oft, wenn sie standen davor, hier Thisbe, Pyramus drüben,
Und jedwedes den Hauch auffing von des anderen Munde,
Sprachen sie: ‚Neidische Wand, was bist du der Liebenden Hemmnis?
Wie viel hätt‘ es bedurft, dass ganz du uns ließest vereint sein
Oder, wenn dieses zuviel, uns Raum doch gäbest zum Küssen!
Doch nicht weigern wir Dank. Dir sind wir mit Freuden erkenntlich,
Dass zu befreundetem Ohr Durchgang du gewährest den Worten.“

Ovid, Metamorphosen





©Johanna Pichlbauer